Freizeit in der Region

Wissenschaft hautnah erleben

Marine Science Center


Text: Stefanie Gomoll
Fotos: Julia Heiler, MSC, Sebastian Conradt

Um diese besonderen Mitarbeiter wird Professorin Dr. Frederike D. Hanke oft beneidet. Tatsächlich empfindet sie die neun Seehunde, zwei Seelöwen und einen Seebären, die im Marine Science Center vor den Toren Rostocks leben, als echte Kollegen. „Wir sprechen oft vom aquatischen und vom terrestrischen Team“, lacht die Forscherin. „Die Tiere sind unverwechselbare Individuen.“

Diese ganz eigenen Charaktere sind auch die Hauptattraktion für die BesucherInnen des an der Hohen Düne an der Ostmole der Warnow liegenden Robbenforschungszentrums der Universität Rostock. Auf dem umgebauten ehemaligen Fahrgastschiff mit einer angrenzenden Freiwasseranlage können Sie Forscher und Tiere bei der Arbeit beobachten. „Diese Idee stammt von Prof. Dr. Guido Dehnhardt. Neben Forschung und Lehre möchten wir Forschung und Forschungsergebnisse der Öffentlichkeit zugänglich machen“, erklärt Professorin Dr. Hanke. „Es geht darum, die Wissenschaft aus dem Elfenbeinturm zu holen. Hautnah erleben zu können, wie Forschung im Alltag funktioniert. Die Eintrittsgelder fließen dann direkt wieder in die Forschung ein.“ Was konkret in den beiden Arbeitsgruppen „Sensorische und kognitive Ökologie“ und „Neuroethologie“ erforscht wird, ist komplex. Doch die Wissenschaftlerin ist geübt darin, ihre Arbeit für Laien verständlich zu erklären. Ihre Faszination für die Meeressäuger ist ansteckend. Besonders spannend findet sie es, dass sie im Wasser und an der Luft gleichermaßen leben können, also in zwei Medien mit höchst unterschiedlichen physikalischen Eigenschaften. Doch welche Auswirkungen hat diese amphibische Lebensweise? „Ganz speziell geht es uns um die Sinnessysteme: Was können sie hören, sehen, riechen, fühlen und schmecken. Insbesondere möchten wir verstehen, mit welchen Mechanismen sich die Tiere orientieren. Wie finden sie von ihren Futterplätzen auf dem offenen Meer zurück auf ihre Sandbank?“ Ein überraschendes Ergebnis: Dachte man lange Zeit, das Auge habe wenig Bedeutung für Robben, weil es unter Wasser oft trüb und dunkel ist, haben die Partikel, die das Wasser trüben, auch etwas Positives. „Wir haben das systematisch untersucht und konnten zeigen, dass Seehunde optischen Fluss wahrnehmen können, wenn sie durch partikelreiches Wasser schwimmen. Das dabei entstehende Bewegungsmuster kann den Tieren eine Vielzahl an Informationen vermitteln.“ Mit ihren Barthaaren, mit denen sich die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Dehnhardt schwerpunktmäßig beschäftigt, können Robben Wasserbewegungen wahrnehmen und so etwa der Spur von Fischen folgen. „Bei Experimenten mit Zahnwalen, auf deren Schnabel sich kleine Poren befinden, konnten wir bei einer Art zeigen, dass sie damit elektrische Felder wahrnehmen kann. Es ist ‚abgefahren‘“, lacht die Forscherin, „einen neuen Sinn bei Zahnwalen zu beschreiben.“ BesucherInnen, die mehr über die wissenschaftlichen Inhalte und die Tiere erfahren wollen, haben auf dem Forschungsschiff vielfältige Möglichkeiten, die faszinierende Welt der Robben kennenzulernen. Von der Beobachtung des täglichen Trainings und Kurzvorträgen bis zum „Seehunde hautnah“-Erlebnis und Tauchen bei den Seehunden. Ein Angebot, das übrigens auch schon ganz besondere Besucher wie die beiden Deutsch-Rapper Casper und Marteria begeistert hat. Bleibt nur noch die Frage zu klären, wer die höheren Sympathiewerte hat: Die Land- oder die Wasserbewohner.

Alle Angebote für BesucherInnen und Infos zur Anmeldung finden Sie auf der Website

www.marine-science-center.de

Facebook @Marine Science Center Robbenforschungszentrum Rostock

Instagram @robbenforschungszentrum

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